DESSAU-ROSSLAU/MZ 1985, im analogen Zeitalter, als es noch keine Karriere-Plattformen- und Netzwerke im Internet gab, gründete der amerikanische Unternehmensberater Ivan Misner das Business Network International (BNI). Es ist ein Netzwerk, das Unternehmer einer Region zusammenbringt, die durch gegenseitige Empfehlung mehr und mehr Kontakte knüpfen und damit im Idealfall mehr Umsatz generieren, neue Arbeitsplätze schaffen und expandieren.

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Mit mehr als 10.000 Mitstreitern in über 70 Ländern konnte sich das Netzwerk weltweit etablieren. Auch in Dessau-Roßlau ist BNI mittlerweile aktiv. Das „Chapter Bauhausstadt“, so etwas wie die Dessau-Roßlauer Ortsgruppe von BNI, umfasst derzeit 21 Mitglieder. Mit einer Hand voll Enthusiasten hat es Sven Doberitzsch vor gut einem Jahr aus der Taufe gehoben. „Der Start lief prima. Dann kam irgendwas dazwischen“, spielt der BNI-Gebietsdirektor auf Corona an.

Vor dem ersten Lockdown trafen sich die Gründungsmitglieder jeden Dienstag, um 6.45 Uhr zum gemeinsamen Frühstück im Radisson Blu Hotel „Fürst Leopold“. Dann mussten sie in die digitale Welt wechseln. Zwischendurch waren wieder reale Treffen möglich, bevor es ab dem Spätherbst wieder vor den Rechner ging. „Trotzdem konnten wir auch virtuell neue Mitstreiter gewinnen“, freut sich Doberitzsch.

Das Ziel des Netzwerks in der Bauhausstadt ist recht bald die Marke von 50 Mitgliedern zu knacken. Doberitzsch sieht in der Gründung vor allem ein Ziel: „Wir wollen Aufträge in der Region bei regionalen Unternehmern halten.“ Er selbst ist gebürtiger Dessauer, lebt und arbeitet aber schon seit Jahren als selbstständiger Finanzberater in Bitterfeld-Wolfen. Doberitzsch sieht sich als Aufbauhelfer der Gruppe in der Doppelstadt und ist selbst in der BNI-Gruppe Leipzig aktiv. Insgesamt 44 Gruppen gibt es im BNI-Südost, das das südliche Sachsen-Anhalt, Sachsen und Teile Brandenburgs umfasst. Auch in Dessau-Roßlau war für Doberitzsch die Zeit reif. „Die Stadt ist nicht zu groß und nicht zu klein“, sieht er klare Vorteile fürs Netzwerken vor Ort. Auch hat ihn eine Tatsache stark überrascht. „Es gibt Unternehmer von Traditionsfirmen, die sich persönlich noch nicht kannten, aber im Gespräch herausfanden, dass ihre Eltern oder Großeltern früher gute Beziehungen untereinander hatten.“

Diese guten Beziehungen will das Chapter Bauhausstadt auch unter der aktuellen Unternehmergeneration in der Stadt unterhalten. Vom Autohaus über den Personalservice und Werbetechniker bis hin zum Gartenbauer ist die Bandbreite mitwirkender Unternehmen breit. Das ist auch so beabsichtigt. „Mit möglichst jeweils einem Vertreter einer Branche wollen wir eine gewisse Exklusivität erreichen“, erklärt der BNI-Regionaldirektor, Jens Fiedler. Der Dresdner betreut die 44 mitteldeutschen BNI-Gruppen. Für Dessau-Roßlau explizit gesucht werden noch Anwälte, selbstständige Elektrohandwerker, Reisebüros und Bestatter. „Der Bestatter braucht Entrümpler, Gärtner und vielleicht selbst zusätzliches Personal“, erklärt Doberitzsch einen lokalen Wirtschaftskreislauf, der sich durch die Mitgliedschaft im Netzwerk in Gang setzt. Seiner Meinung nach kann auf diese Weise jedes Unternehmen einen Wirtschaftskreislauf starten.

990 Euro pro Jahr müssen die Unternehmer und Freiberufler für eine Mitgliedschaft zahlen. „Die ist immer auf ein Jahr begrenzt“, so Fiedler. Dann muss man sich neu bewerben. Dabei entscheiden auch die anderen Mitglieder, ob jemand dabei bleiben kann oder nicht. „Das fördert die Balance von Geben und Nehmen“, ist Doberitzsch überzeugt. Und ein gemeinsames Frühstück jeden Dienstag ist ebenfalls mit drin. Bald, so die Hoffnung der Mitglieder, wieder von Angesicht zu Angesicht im Hotel und nicht vor dem Rechner.

Info: Nähere Informationen zum BNI-Netzwerk: www.bni-so.de

Sven Doberitzsch

Initiator des Dessauer Netzwerks

 

Mitteldeutsche Zeitung vom 6/7.02.2021 https://epages.mz-web.de/data/130609/reader/reader.html?social#!preferred/0/package/130609/pub/171629/page/14/alb/5075766

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